Die Menge der Daten wird sich in den nächsten drei Jahren weltweit verzehnfachen (in Englisch). Eine der größten Quellen dieser Datenexplosion sind Behörden in all ihren Ausprägungen. Die zunehmende Nutzung des Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) vergrößert die Datenmenge rasant. Deren Verwaltung ist Herausforderung und Chance zugleich. Mit all diesen Daten werden neue Service-Modelle und bürgerschaftliches Engagement möglich, was so vor wenigen Jahren noch nicht zu leisten war. Daten sind tatsächlich das neue Öl für die Behörden.
Viele helle Köpfe meinen, dass Rohdaten nur einen geringen realen Wert für ein Unternehmen darstellen. Erst wenn die Daten verfeinert, verteilt und angewendet werden, sind sie diejenigen Informationen, die alles antreiben. Ich denke, wir müssen die Metapher noch etwas weiter fassen: Wenn das Öl die rasanten Veränderungen in der Gesellschaft während des gesamten industriellen Zeitalters befeuert hat, dann sind es die Daten, die die rasanten Veränderungen in der heutigen Gesellschaft vorantreiben.
Behörden sind immer mit politischem, operationellem und finanziellem Druck konfrontiert, der Innovation zu einem langsamen Prozess machen kann. Aber es gibt unglaublich positive Anzeichen dafür, dass Behörden nun das Potenzial von Daten erkennen. Wir befinden uns noch in einem frühen Stadium dieses Zyklus, aber weltweit werden bereits Schritte unternommen, um diese „unraffinierte“ Ressource zu erschließen und sie in ein wertvolles Gut zu verwandeln.
Ich sehe hier drei Bereiche.
Das erste Bereich ist Open Data. Die Behörden haben echte Fortschritte bei der Verarbeitung ihrer Daten in einem gemeinsamen Format erzielt, das allen Beteiligten zugänglich ist. Die Fähigkeit, mit Bürgern und privaten Organisationen an gemeinsamen Daten zu arbeiten, zeigt bereits, wie neue, innovative und zielgerichtete Dienste schnell und kostengünstig bereitgestellt werden können.
Der zweite Bereich ist Big Data. Behörden sind traditionell prozessgetrieben. Es werden Dienstleistungen für den Kunden erbracht, nun aber müssen sie wirklich bürgernah werden. Es ist jetzt wichtig, die tatsächlichen Bedürfnisse der Bürger zu verstehen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, um zukünftige Dienstleistungen und deren Erbringung zu gestalten.
Die überwiegende Mehrheit der Bürgerdaten ist unstrukturiert – E-Mails, Online-Chat, Videos, Social Media – und liegt außerhalb der eigenen Systeme der Behörden. Big Data ermöglicht es nun, mit strukturierten und unstrukturierten Daten zu arbeiten und Einblicke nahezu in Echtzeit zu gewinnen. So lassen sich effektive Entscheidungen treffen.
Und nun gibt es auch das Internet der Dinge und einige wirklich innovative Anwendungen in Bereichen wie Smart Cities und Strafverfolgung. Die Fähigkeit von IoT-Geräten, automatisch miteinander zu kommunizieren und ständig Daten über unterschiedlichste Details zu erfassen, kann wesentliche und kosteneffektive Änderungen bei den Behördendiensten bewirken. Das IoT schafft also einen neuen Datenpool, der die Big Data-Analyse speist.
Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, wo neue Nutzungen von Daten Verbesserungen innerhalb der Behörden bewirken.
Kosten und Ineffizienz in Behörden optimieren
Man schätzt, dass die US-Regierung durch eine bessere Nutzung der Daten bei der Reduzierung von Betrug, Verschwendung und Missbrauch (in Englisch) jährlich über 500 Milliarden US-Dollar einsparen kann. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde hat Big Data genutzt, um mehr als 210 Millionen US-Dollar innerhalb eines Jahres einzusparen, indem sie unzulässige Zahlungen an Gesundheitsdienstleister identifiziert hat. Die US General Services Administration (GSA) hat durch die Einführung von IoT-Geräten und Sensoren in Regierungsgebäuden jährlich über 15 Millionen US-Dollar an Energiekosten eingespart.
IoT und Big Data treiben Innovationen in Smart Cities voran
Behörden haben jetzt Zugriff auf Echtzeitdaten, die eine effektive und effiziente Entscheidungsfindung unterstützen: Vom intelligenten Parken bis hin zur automatischen Erkennung von Wasserlecks. Behörden auf der ganzen Welt haben IoT-Sensoren eingeführt, die viele Aspekte des Stadtlebens überwachen, darunter Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftqualität, Lärm und Verkehrsverhalten. Barcelona spart Geld durch 3000 mit IoT-Sensoren ausgestattete Straßenlampen (in Englisch), die nur dann aktiviert werden, wenn Bewegung erkannt wird. Diese Sensoren erfassen auch ständig Informationen über Verschmutzung, Lärm, Feuchtigkeit und Umwelt.
Strafverfolgungsbehörden nutzen Big Data zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit
Viele Polizeidienststellen setzen Big Data und IoT ein, um die Kriminalitätsrate zu senken. Mit Big Data sind sie in der Lage, die Wahrscheinlichkeiten zukünftiger Straftaten und das potenzielle Kriminalitätsrisiko in einem bestimmten Gebiet vorherzusagen und so eine bessere Verteilung der Sicherheitskräfte zu ermöglichen. Mehrere US-Bundesstaaten, die das sogenannte Predpol-System nutzen, berichten von einem Rückgang von über 40 Prozent bei Einbrüchen und 80 Prozent bei Fahrzeugdiebstählen(in Englisch).
Mit IoT kann man Geräte nutzen, welche die Sicherheit sowohl der Gesetzeshüter als auch der Öffentlichkeit verbessern. Die britische Polizei berichtet von einem Rückgang der Kriminalität um 20 Prozent in Gebieten, in denen Polizeibeamte an vorderster Front mit Videokameras am Körper (in Englisch) ausgestattet sind.
Big Data verändert auch das Gesundheitswesen
Auch Patientenakten werden zunehmend digitalisiert. Pharmaunternehmen haben Forschungs- und Entwicklungsdaten über viele Jahre hinweg in medizinischen Datenbanken zusammengefasst. Behörden haben ihre riesigen Wissensbestände im Gesundheitswesen offengelegt. Damit beginnt eine neue Ära der Zusammenarbeit. Ein eindrucksvolles Beispiel genügt: In den USA ist die Patientensterblichkeit durch die Auswertung von gestreamten Patientendaten (in Englisch) um 20 Prozent gesunken.
Big Data auch im Bildungswesen
Die Analyse der in den Bildungseinrichtungen erzeugten Daten erbringt neue Erkenntnisse, welche die akademische Leistung und die Verbleib-Quote der Studierenden verbessern können. Die Arizona State University analysiert die Tastenanschläge (in Englisch) der Studenten, um ihren Lernfortschritt im Fach Mathematik zu bestimmen und den Lehrplan vollständig an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Die Harvard University sammelt und untersucht Daten von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt (in Englisch), die an Massively Online Open Courses (MOOCs) teilnehmen. So können sie feststellen, welche Faktoren die Lernenden zum Scheitern bringen.
IoT und Big Data bringen den Behörden schon jetzt echte Vorteile. Sie haben jedoch noch einen langen Weg vor sich. Um den vollen Nutzen ziehen zu können, ist etwas ganz Grundsätzliches erforderlich: Behörden müssen damit beginnen, digitale Informationen als „Datenlieferkette“ zu verwalten.
Notwendig ist die Implementierung eines strukturierten und wiederholbaren Ansatzes für die Erfassung, Speicherung, Verwaltung, Analyse, Bereitstellung, gemeinsame Nutzung und Löschung von Daten. Nur so kann der riesige Datenpool von Behörden sinnvoll genutzt werden.
Dieser Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt.